Spermidin gegen Herzerkrankungen
Der körpereigene Stoff Spermidin könnte einen entscheidenden Einfluss auf unsere Herzgesundheit haben. Studien im Tiermodell zeigen, dass Spermidin den Blutdruck senkt und die Elastizität der Herzmuskelzellen fördern könnte. Außerdem zeigte sich ein herzschützender Effekt. Dieser konnte mit dem durch das Spermidin ausgelösten Autophagieprozess in Verbindung gebracht werden.
Inhalt:
Das menschliche Herz schlägt ungefähr 60- bis 90-mal pro Minute. Es pumpt unser Blut durch den gesamten Körper und versorgt unsere Organe so mit Sauerstoff und Nährstoffen. Damit erfüllt das Herz eine der wichtigsten Aufgaben in unserem Körper und muss jederzeit einwandfrei funktionieren. Schon kleine Störungen können ernste Probleme nach sich ziehen. Heute zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu den häufigsten Todesursachen in der Bevölkerung.
https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Demografischer_Wandel/Sterblichkeit/Sterblichkeit_node.html
Wie funktioniert das Herz?
Unser etwa faustgroßes Herz ist aus zwei Herzhälften aufgebaut. Diese bestehen jeweils aus einem Vorhof und einer Herzkammer. Eine rhythmische Pumpbewegung des Herzmuskels sorgt dafür, dass Blut über einen Kreislauf in unseren Körper und die Lunge gepumpt und auch wieder zum Herzen angesaugt wird. Dabei wird in der Lunge sauerstoffarmes Blut in sauerstoffreiches Blut umgewandelt und vom Herzen aus in alle Organe, das Gehirn und die Muskulatur transportiert. Ist der Sauerstoff im Blut dann aufgebraucht, gelangt das Blut zurück zum Herzen und von dort aus wieder in die Lunge. Mit jedem Herzschlag werden circa 70 ml Blut aus jeder Herzkammer gepumpt.
Wenn das Herz altert
Auch unser Herz altert mit der Zeit. Das spiegelt sich besonders in seiner Belastbarkeit wieder. Die Muskelkraft des Herzen nimmt ab und die Gefäße verlieren an Elastizität. Auch die Gefahr für Herzerkrankungen steigt mit zunehmendem Alter. Doch es gibt Möglichkeiten, das Herz beispielsweise durch einen gesunden Lebensstil länger fit zu halten.
Häufige Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind beispielsweise
Bluthochdruck
Damit unser Blut auch alle Organe in unserem Körper erreicht, muss es mit einem gewissen Druck durch unseren Körper gepumpt werden: dem sogenannten Blutdruck. Dieser wird durch die Pumpbewegung des Herzens erzeugt. Es entstehen zwei messbare Werte. Der höchste Druck liegt dann vor, wenn sich das Herz komplett zusammenzieht und das Blut durch den Körper gepumpt wird. Diesen Zeitpunkt bezeichnet man als Systole. Anschließend erschlafft der Herzmuskel wieder und die Herzkammern füllen sich mit Blut. Dieser Zeitpunkt wird als Diastole bezeichnet. Der Blutdruck ist hier am niedrigsten. Daraus ergeben sich bei der Blutdruckmessung zwei Werte, nämlich der hohe systolische Druck und der niedrige diastolische Druck.
Der optimale Blutdruck liegt bei < 120/80 mmHg. Steigen die Werte auf mindestens 140/90 mmHg, so spricht man von Bluthochdruck (Hypertonie). Ein Problem der Hypertonie ist, dass sie häufig erst sehr spät erkannt wird. Denn auch wenn der erhöhte Blutdruck scheinbar keine Beschwerden verursacht, belastet er dennoch unser Herz. Die Folge können zum Beispiel Erkrankungen der Niere, des Gehirns und der Blutgefäße sein.
Aber woran erkennt man einen erhöhten Blutdruck? Mit einem Blutdruckmessgerät können Sie Ihren Blutdruck zu Hause bestimmen. Die ersten Anzeichen für einen erhöhten Blutdruck können Kopfschmerzen, Schwindel, Kurzatmigkeit und Schmerzen in der Nähe des Herzens sein. In jedem Fall sollten Sie die Ursachen solcher Beschwerden ärztlich abklären lassen.
Es gibt aber auch bestimmte Personengruppen, die ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck haben. Bei diesen Personen sollte ebenfalls regelmäßig der Blutdruck gemessen werden. Folgende Faktoren können das Risiko für Bluthochdruck erhöhen:
Um das Herz und die Organe zu schonen, empfiehlt es sich, beeinflussbare Risikofaktoren so gut es geht zu vermeiden. So sollten wir zum Beispiel auf ausreichend Bewegung, eine gesunde Ernährung und die Vermeidung von Stress achten. Sollte sich dennoch ein Bluthochdruck einstellen, ist es unbedingt nötig, die Ursachen ärztlich abzuklären − auch dann, wenn noch keine Symptome zu spüren sind. So kann das Risiko für Folgeschäden reduziert werden. Für die Behandlung gibt es verschiedene Wirkstoffe, aus denen der Arzt die geeignete Therapie aussuchen wird. Wichtig ist jedoch, dass diese konsequent durchgeführt und nicht ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt abgebrochen wird. So können Sie dazu beitragen, Ihr Herz lange fit und gesund zu halten.
Die koronare Herzkrankheit
Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist ein Überbegriff für verschiedene Krankheiten, die aus einer Unterversorgung des Herzens mit Blut resultieren. Dazu zählen zum Beispiel die Angina pectoris und der Herzinfarkt.
Mit zunehmendem Alter kommt es in den Gefäßen häufig zu Ablagerungen. Eine Arteriosklerose, also eine Verkalkung der Gefäße, kann entstehen. Diese kann häufig auch die Gefäße in der Nähe des Herzens betreffen. Dann kann das Herz nicht mehr mit ausreichend Blut und somit auch Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. In der Folge führen größere Belastungen wie körperliche Anstrengung zu einem Versorgungsengpass. Risikofaktoren sind zum Beispiel Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Rauchen und ein über längere Zeit erhöhter Blutdruck.
Die Diagnose einer koronaren Herzkrankheit wird durch einen Kardiologen gestellt. Danach sollte schnellstmöglich mit einer Therapie begonnen werden.
Herzinfarkt
Ein Herzinfarkt tritt dann auf, wenn ein Herzkranzgefäß komplett verschlossen ist. Das Herzareal, das über dieses Gefäß versorgt wird, erleidet dann eine akute Unterversorgung und stirbt ab. Von der Größe des betroffenen Herzareals hängt ab, wie stark das Herz dadurch geschädigt wird.
Kommt es zu einem Herzinfarkt, ist schnelle ärztliche Hilfe unerlässlich, um das Risiko für Spätfolgen so gut es geht zu reduzieren. Daher ist es wichtig, einen Herzinfarkt schnell zu erkennen. Das häufigste Symptom ist ein sehr starker Schmerz in der Brust, der in den linken Arm ausstrahlen kann. Meist kommen Atemnot und eine Reihe von unspezifischen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen oder generelles Unwohlsein hinzu. Sobald Sie den Verdacht haben, einen Herzinfarkt zu erleiden, fordern Sie schnell ärztliche Hilfe an.
Angina pectoris
Die Angina pectoris gilt als eine Vorstufe des Herzinfarkts. Es kommt bereits zu einer Durchblutungsstörung und einer damit einhergehenden Unterversorgung des Herzen. Symptome sind meist dumpfe Schmerzen im Brustbereich, können aber auch in andere Körperteile ausstrahlen.
Man unterscheidet zwei Formen der Angina pectoris:
Bei der stabilen Angina pectoris treten die Symptome nur bei körperlicher Belastung auf. Meist können die Patienten viele Jahre ein relativ beschwerdefreies Leben führen. Bei der instabilen Angina pectoris treten die Symptome bereits in Ruhe auf. Außerdem sind die Schmerzen meist stärker. Vor allem bei der instabilen Angina pectoris besteht für die Patienten das akute Risiko eines Herzinfarkts.
Beide Formen der Angina pectoris müssen unbedingt von einem Arzt behandelt werden!
Herzinsuffizienz
Wenn das Herz zu schwach ist, um unseren gesamten Körper ausreichend mit Blut zu versorgen, spricht man von einer Herzinsuffizienz. Durch diese Herzschwäche werden unsere Organe vor allem bei Belastung nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Wir werden dadurch körperlich weniger belastbar.
Die Herzinsuffizienz lässt sich in 4 Stadien unterteilen:
Die Symptome sind daher von Stadium zu Stadium, aber auch von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Meist bemerken die Patienten, dass sie immer kurzatmiger werden. Das Treppensteigen fällt schwerer und das Herz klopft schneller. Außerdem können Müdigkeit, Wassereinlagerungen in den Beinen und verstärkter nächtlicher Harndrang hinzukommen.
Die häufigsten Ursachen für eine Herzinsuffizienz sind Bluthochdruck und die koronare Herzkrankheit. Ein erhöhter Blutdruck bedeutet, dass das Herz mehr Kraft benötigt, um das Blut durch den Körper zu pumpen. Mit der Zeit wird es dann schwach und das Risiko für eine Herzinsuffizienz steigt. Bei der koronaren Herzerkrankung kann es zu einer Unterversorgung des Herzen mit Sauerstoff und Nährstoffen kommen. Dies liegt an Verengungen der Gefäße. Häufig resultiert auch hier eine Herzinsuffizienz.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen
Unser Herz ist das ganze Leben lang unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt. Vor allem hoher Blutdruck ist ein Risikofaktor für Erkrankungen wie eine koronare Herzkrankheit und eine Herzinsuffizienz. Durch einen gesunden Lebensstil können wir den Blutdruck aber beeinflussen und so das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren.
Einen großen Einfluss auf unsere Herzgesundheit und den Blutdruck haben körperliche Aktivitäten. Wer sich regelmäßig bewegt, kann dadurch den Blutdruck senken. Dabei reichen meist schon 30 Minuten pro Tag aus. Besonders geeignet ist Ausdauersport wie Wandern, Joggen oder Schwimmen.
Neben der Bewegung spielt aber auch die Ernährung eine wichtige Rolle. Fettreiche Nahrung, aber auch Salz können den Blutdruck erhöhen. Stattdessen sollte auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse geachtet werden. Auch sollte auf übermäßigen Alkoholkonsum und Rauchen verzichtet werden.
Die gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung führen meist noch zu einem weiteren Effekt. Schon eine geringe Gewichtsreduktion kann sich positiv auf unseren Blutdruck auswirken und das Herz nachhaltig schützen.
Doch es gibt noch einen weiteren Faktor, der sich negativ auf unsere Herzgesundheit auswirkt: Stress. In Stresssituationen steigt unser Blutdruck. Der Körper ist dann in Alarmbereitschaft und schüttet Stresshormone aus. Daher ist es für Risikopatienten besonders wichtig, Stress so gut es geht zu vermeiden.
Welche Rolle spielt Spermidin bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
Der körpereigene Stoff Spermidin könnte einen entscheidenden Einfluss auf unsere Herzgesundheit haben. Bei Spermidin handelt es sich um ein sogenanntes biogenes Amin, welches bei jedem Menschen im ganzen Körper vorkommt. Doch nimmt die Spermidin-Konzentration in unserem Körper mit zunehmendem Alter ab, sodass wir auf immer mehr Spermidin aus der Nahrung angewiesen sind. Welche positiven Effekte Spermidin auf unsere Herzgesundheit haben könnte, wurde bereits in Studien untersucht.
Forscher der Uni Graz gewannen im Rahmen einer Studie beeindruckende Erkenntnisse (Eisenberg, 2016). Sie stellten fest, dass Spermidin bei Ratten den Blutdruck senkt und die Elastizität der Herzmuskelzellen fördert. Außerdem konnten sie einen herzschützenden Effekt beobachten. Dieser konnte mit dem durch das Spermidin ausgelösten Autophagieprozess in Verbindung gebracht werden.
Die Auswertung einer bevölkerungsbezogenen Umfrage deutet ebenfalls darauf hin, dass durch spermidinreiche Nahrung das Risiko für eine Herzinsuffizienz und andere Herzkrankheiten beim Menschen sinken und Spermidin zu einem niedrigeren Blutdruck beitragen könnte.
Eisenberg T, Abdellatif M, Schroeder S. Cardioprotection and lifespan extension by the natural polyamine spermidine. Nat Med 2016; 22(12): 1428−1438.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Diabetes
Häufig leiden Diabetiker auch unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, denn Diabetes mellitus bringt viele Faktoren mit sich, die mit einem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko in Verbindung gebracht werden können.
Diabetiker haben, vor allem so lange die Krankheit noch unentdeckt und somit nicht therapiert ist, einen erhöhten Blutzuckerwert. Dieser kann zu Gefäßverkalkungen in der Niere, dem Gehirn und dem Herzen führen; eine Minderdurchblutung der Gefäße kann die Folge sein. Außerdem haben Diabetiker eine erhöhte Neigung zur Blutgerinnung. Somit können sich schneller Blutgerinnsel bilden, die letztlich Blutgefäße verstopfen können. Auch Einrisse in der Gefäßwand können entstehen. Zusätzlich erfüllen Diabetiker meist noch weitere Risikofaktoren für Herzerkrankungen; sie sind häufig übergewichtig und leiden unter einem erhöhten Blutdruck.
Insgesamt wird das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, bei Diabetikern 2- bis 3-mal höher eingeschätzt. Daher ist es wichtig, regelmäßig die Blutzuckerwerte zu kontrollieren, aber auch die Veränderungen der Herz-Kreislauf-Funktionen ärztlich überprüfen zu lassen.
Eine Studie lässt vermuten, dass Spermidin wichtig für den Schutz der Bauchspeicheldrüsenzellen sein und somit Diabetes mellitus vorbeugen kann (Tirupathi, 2011).
Tirupathi Pichiah PB, Suriyakalaa U, Kamalakkannan S et al. Spemidine may decrease ER stress in pancreatic beta cells and may reduce apoptosis via activating AMPK dependent autophagy pathway. Medical Hypotheses 2011; 77(4): 677−679.